29.5.–9.6.2024 Köln, Düsseldorf und Mülheim an der Ruhr
DE / EN
Newsletter
Kontakt

Christiane Rösinger
DIE GROSSE KLASSENREVUE

„Guten Abend, wir unterhalten euch aufs Beste!“ Dieses Versprechen wird nicht enttäuscht. Sketche, Tanz und jede Menge Songs: Unter der skrupellosen Verwendung aller darstellerischen Mittel zerrt diese Show die Klassenverhältnisse der Gegenwart aus dem Dunkel ihrer ideologischen Verschleierung. Mit Indie-Ikone Christiane Rösinger, Star-Autorin Stefanie Sargnagel und vielen anderen.

29.05., 21:00–22:40 Ticket Tagesprogramm 30.05., 18:00–19:40 Ticket Tagesprogramm

Sprache: Deutsch mit englischen Untertiteln

Akustische Verstärkung mittels Induktion für Menschen mit Hörgerät
30.5., 17:00: Einführung in deutscher Sprache für blinde und sehbehinderte Menschen

Tickets für alle Impulse-Veranstaltungen sind auch über unseren Ticketshop erhältlich.

© Christoph Voy
© Christoph Voy
© Christoph Voy
© Christoph Voy

Aber wer darf hier eigentlich mitmachen? Nach einem spielerischen Privilegien-Wettkampf bleiben sechs Expert*innen übrig: Menschen aus der Arbeiterklasse, die bis heute Geldsorgen als ständige Begleitung kennen. Die übriggebliebenen Bürgerkinder dürfen als Band für die musikalische Begleitung sorgen. Schon im ersten Song ist der thematische Rahmen gesteckt: „Reichen-Shaming, Erben-Blaming, Umverteilen, Widerstand“ schmettert das Ensemble gutgelaunt von der Bühne. Also ran an die Boulette!

Das Märchen vom Aufstieg durch Leistung kommt hier als nebelgeschwängertes Mini-Drama daher, bei dem die Arbeiter*innen mit allerlei schwerem Gerät am Erklimmen der sozialen Leiter gehindert werden. Eine angebliche Erbscham-Therapeutin berichtet, wie kapitalismuskritische Erb*innen ihre Scham bekämpfen können. Die Revue findet viele Formen für ihr komplexes Thema. Und immer wieder berichtet das Ensemble in Reimen und Songs von einem reichen Leben mit wenig Geld. Aufstieg? Nein danke! Denn Umverteilung ist der einzige Weg. Ihr kluges Gerede über Klassismus können sich die Reichen sonst auch sparen.

„Gereckte Faust, volle Inbrunst – und ein unverbrüchlicher Trotz: Lieber mit billigem Sekt Richtung Altersarmut, als von den Champagnerresten der Herrschenden trinken.“ Patrick Wildermann, Tagesspiegel

Credits

Idee, Text und Komposition: Christiane Rösinger
Regie: Meike Schmitz, Christiane Rösinger
Co-Komposition: Paul Pötsch
Musikalische Leitung: Laura Landergott, Paul Pötsch
Band: Laura Landergott, Paul Pötsch, Albertine Sarges
Performance: Sila Davulcu, Doreen Kutzke, Paula Irmschler, Julie Miess, Minh Duc Pham, Christiane Rösinger, Stefanie Sargnagel, Andreas Schwarz
Bühne: Marlene Lockemann, Sina Manthey
Kostüm: Svenja Gassen
Maske: Thomas Korn, Juli Schulz
Video und Live-Kamera: Kathrin Krottenthaler
Choreografie: Rúben Nsue
Lichtdesign: Hans Leser
Mitarbeit Regie: Stella Nikisch
Mitarbeit Bühne: Rosina Zeus
Mitarbeit Kostüm: Katharina Achterkamp, Aleix Ilusa
Mitarbeit Dramaturgie und Produktion: Lisa Homburger
Assistenz Choreografie: Sara Fernández
Übersetzung: Lyz Pfister und Andrew Clarke (Panthea)
Künstlerische Beratung: Aenne Quiñones (HAU Hebbel am Ufer)
Technische Leitung: Amina Nouns (HAU Hebbel am Ufer)
Produktionsleitung: Chiara Galesi (HAU Hebbel am Ufer)

Produktion

Eine Produktion von Christiane Rösinger / HAU Hebbel am Ufer, Berlin. Gefördert durch Hauptstadtkulturfonds.

Biografien

Sila Davulcu, geboren 1982 in Istanbul. Klassische Dritte Generation. Davulcus Oma kam Ende der 60er aus der Türkei als Gastarbeiterin nach Berlin und holte nach und nach ihre Kinder hinterher. Davulcu ist in Berlin Kreuzberg (36) aufgewachsen und lebt bis heute da. Als Kind hat sie es geliebt, Tester zu spielen und zu singen. Es in dieser Richtung hauptberuflich zu versuchen hatte sie sich nie zugetraut, stattdessen recht ordentlich ihre Stationen abgeklappert: Grundschule, Abi, Ausbildung, Arbeit.

Paula Irmschler wurde 1989 in Dresden geboren und lebt heute in Köln. Sie schrieb bereits Kolumnen für Intro, Neues Deutschland und Musikexpress. Von 2019 bis 2023 war sie Redakteurin beim Satiremagazin Titanic, 2020 erschien ihr Roman „Superbusen“, 2024 folgt „Frau und Mutter“.

Doreen Kutzke, geboren in den dunklen Wäldern des Harzes, aufgewachsen in der DDR, ist eine multidisziplinäre Musikerin, Schauspielerin und Komponistin aus Berlin. Seit ihrer Kindheit ist sie in musikalische Projekte eingebunden, mittlerweile tritt sie unter dem Namen Kutzkelina auf. Kutzke gründete die Jodelschule Kreuzberg und unterrichtet weltweit Jodeln und erweiterte Stimmtechniken. Als Voice-Tutorin ist sie an der Art Academy Reykjavík, der Goldsmiths University London und der Universität der Künste Berlin tätig. Sie kooperierte in zahlreichen Konstellationen, z. B. mit Hermann Nitsch, Column One, Element of Crime, Parabelles, Fearless Bob, Malcolm Alison, Myriam Van Imschoot, Raionbashi und der LA Free Music Society.

Laura Landergott, österreichische Multiinstrumentalistin, ist bekannt für ihre vielseitige musikalische Arbeit. Im Jahr 2019 begleitete sie die queere Ikone Peaches auf Tour, die sie u. a. in die Royal Festival Hall in London, nach Kampnagel in Hamburg und an die Berliner Volksbühne führte. Aktuell spielt sie in der Gruppe Ja, Panik und bei Fuffifufzich. Neben ihrer Live-Bühnenpräsenz ist Landergott als musikalische Leiterin für verschiedene Theaterproduktionen tätig. Sie verbindet eine mehrjährige Zusammenarbeit mit dem Theaterkollektiv Copy & Waste, das mit dem renommierten George Tabori-Preis ausgezeichnet wurde.

Julie Miess wurde in Manchester gezeugt, kam dann aber 1972 in Karlsruhe zur Welt. Von transsilvanischen Bäuer*innen und einer Rauwarenfabrikantenfamilie abstammend, wuchs sie dort materiell privilegiert auf. 1991 zog sie nach Berlin. Neben ihrem Leben als Musikerin setzt sie sich als Dr. phil. akademisch mit Monstern und Büchern auseinander. Mit Christiane Rösinger spielte sie ab Mitte der 90er in der Band Britta (Bass), später gründete sie die Band Half Girl, sang dort und spielte Keyboard. 2021 veränderte Rösinger einmal mehr Miess’ Leben, indem sie sie in die Theaterband für „Planet Egalia“ aufnahm und die Rolle des vorlauten kleinen Fandango mit ihr besetzte. Seit 2022 hat Miess auch ein musikalisches Duo, das ihre Liebe zu Lemmy, Katzen und Noise vereint: Motörcat.

Minh Duc Pham, geboren 1991 in Schlema, Deutschland, ist Künstler und lebt in Berlin. Pham absolvierte 2019 ein Diplomstudium in Ausstellungsgestaltung und Szenografie an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe und studierte als Gast Performance und Designtheorie an der Universität der Künste Berlin. In seinen Arbeiten in den Bereichen bildende und darstellende Kunst beschäftigt sich Pham mit dem Thema Identität im Spannungsfeld von Gender, Race und Klasse.

Paul Pötsch, geboren 1988 in Lauchhammer/Brandenburg, ist freischaffender Musiker und Komponist. Er lebt mit seiner Familie in Hamburg. Seine musikalische Ausbildung erhielt er bei Laurenz Wannenmacher (Klavier) und Eckhard Lipske (Akustik- und E-Gitarre). Er ist Gründungsmitglied der Bands Trümmer, Hotel Rimini und Ilgen-Nur. Für seine Bandprojekte erhielt er u. a. den Preis der deutschen Schallplattenkritik, war für den Kritiker-ECHO nominiert und wurde mit dem Hamburger Musikpreis HANS als Nachwuchs des Jahres ausgezeichnet. Er veröffentlicht kontinuierlich Tonträger und ist regelmäßig national und international auf Konzerttourneen unterwegs – u. a. im Auftrag des Goethe Instituts. Eigene musikalische Theaterperformances realisierte er am HKW Berlin (Rock-Oper „Vincent“) sowie auf Kampnagel im Hamburg (DDR-Musikrevue „Wir treiben die Liebe auf die Weide“).

Die Musikerin und Autorin Christiane Rösinger kam 1985 nach Berlin, gründete hier die Bands Lassie Singers und Britta. Die Themen ihrer Bücher und Lieder sind Paar- und Kapitalismuskritik, prekäres Leben vs. Boheme-Entwürfe sowie praktischer Feminismus. Die Stadt Berlin ist bei ihr Romanschauplatz und Kolumnenstoff und hat Lied- und Theatertexte inspiriert. Neben dem Musikmachen und jahrelanger journalistischer Tätigkeit war es Rösinger auch immer wichtig, vor Ort Strukturen für musikalische Nachwuchsförderung zu schaffen und dem von Männern dominierten Musikbetrieb etwas entgegenzusetzen. So organisierte sie in den 90ern die legendäre Veranstaltungsreihe „Flittchenbar“ in der Maria am Ostbahnhof und ließ diese nach langer Pause im Südblock am Kottbusser Tor wiederauferstehen. Durch die künstlerische und persönliche Verankerung in der Stadt drängte sich die Krise des Wohnens für sie geradezu auf und fand auf dem 2017 erschienenen Album „Lieder ohne Leiden“ mit dem Song „Eigentumswohnung“ über Wohnen und Klassenverhältnisse einen Ausdruck. 2019 entstand auf Einladung des HAU Hebbel am Ufer Rösingers erste Regiearbeit. Die musikalische Bühnenproduktion „Stadt unter Einfluss – das Musical zur Wohnungsfrage“ brachte das HAU im Rahmen des Festivals Berlin bleibt! Stadt, Kunst, Zukunft heraus. Sie wurde als „Volkstheater im besten Sinne“ vom Publikum und von den Medien gefeiert. An diese erfolgreiche Zusammenarbeit anknüpfend entwickelte Rösinger 2021 die zweite musikalische Bühnenproduktion am HAU „Planet Egalia – Ein feministisches Singspiel“ und 2023 „Die große Klassenrevue“.

Albertine Sarges, geboren 1987 Berlin Kreuzberg, studierte Musikwissenschaft in Leipzig, ist freischaffende Musikerin in Theater- und Popmusikproduktionen.

Stefanie Sargnagel, geboren 1986, studierte in der von Daniel Richter angeleiteten Klasse der Akademie der bildenden Künste Wien Malerei, verbrachte aber mehr Zeit bei ihrem Brotjob im Callcenter. Seit 2016 ist sie freie Autorin – und verbringt seitdem mehr Zeit bei ihrem Steuerberater. Sie erhielt den BKS Bank-Publikumspreis beim Wettbewerb zum Ingeborg-Bachmann-Preis 2016. Ihre beiden Bücher „Statusmeldungen“ und „Dicht“ waren Bestseller. Ihr aktuelles Buch „Iowa” erschien im Dezember 2023 im Rowohlt Verlag.

Andreas Schwarz aka Herr Schwarz (aka „Krah-Krah“) ist einer der wichtigsten Macher der Berliner Underground-, Elektro-, Punk-, Kunst- und Partyszene. Der aus dem Schwarzwald stammende Künstler, Sänger und Performer ist Veranstalter des Festivals Ich bin ein Berliner(in) im SO36, mischt bei „Chantals House of Shame“ mit und sorgt mit avantgardistischen Auftritten innerhalb der Szene und auf Festivals für Aufsehen.