15.–18.6.2023
10:00–17:00 (15.–17.6.), 11:00–15:00 (18.6.)
Ringlokschuppen Ruhr, Am Schloß Broich 38, Mülheim an der Ruhr
Sprache: Deutsch und Englisch
Programmleitung: Sina-Marie Schneller und Jascha Sommer
WENIGER PRODUZIEREN, BESSER ARBEITEN!
Die Freien Darstellenden Künste jenseits des Wachstums
Unendliches Wachstum ist auf einem Planeten mit begrenzten Ressourcen
nicht möglich. Der Wandel zu einer Postwachstumsgesellschaft ist
unausweichlich. Und doch sind auch die Freien Darstellenden Künste vom
Dogma des Wachstums bestimmt: Gerade in den vergangenen drei
Pandemie-Jahren wurde so viel recherchiert, konferiert und produziert
wie nie zuvor. An den Arbeitsbedingungen und der sozialen Absicherung
hat sich für die allermeisten Künstler*innen allerdings nichts geändert,
sie bleiben prekär. Wie kommen wir raus aus diesem Hamsterrad? Die
Akademie bearbeitet diese Frage in Vorträgen und Workshops.
Das Programm beginnt mit Berichten aus dem Forschungsprojekt „Systemcheck“, das die Arbeitsbedingungen und die soziale Absicherung in den Freien Darstellenden Künsten untersucht. In drei mehrtägigen Workshops geht es anschließend
darum, wie andere Theaterarbeit in Zukunft konkret aussehen kann.
Abschließend laden Vertreter*innen von Verbänden, Gewerkschaften und
Arbeitsgruppen zu Tischgesprächen über die Frage, wie die Zukunftsentwürfe aus den Workshops konkret in die politische Arbeit eingebracht werden können. Auch die AKADEMIE selbst will der Hyperproduktivität Einhalt
gebieten. Daher ist Raum für kollektives Kochen, Abhängen in der
Minibibliothek und unformatierte Gespräche vorgemerkt.
Die Teilnahme am Forschungsprojekt „Systemcheck”, an den Vorträgen
und Tischgesprächen ist kostenlos. Es ist keine Anmeldung notwendig.
Für die Workshops ist eine Anmeldung erforderlich.
Angemeldete Workshop-Teilnehmer*innen können außerdem an den Abenden
die Festival-Veranstaltungen in Düsseldorf besuchen. Das Abendprogramm,
Verpflegung und Shuttles nach Düsseldorf (sowie bei Bedarf Unterkünfte)
sind in der Workshop-Teilnahme inbegriffen.
Aus folgenden drei Workshops ist zu wählen (siehe Anmeldeformular weiter unten):
Workshop 1:
Commoning our work, commoning our institutions.
Ein postkapitalistisches Training geteilten Arbeitens und Produzierens
Mit Emanuele Braga und Gabriella Riccio (Institute of Radical Imagination)
Sprache: Englisch
Kann künstlerische Praxis ein Vorbild für Wege aus der Krise sein? Im
Workshop „Commoning our work, commoning our institutions“ berichten
Künstler*innen und Aktivist*innen des Institute of Radical Imagination
aus ihrer Praxis: Sie versuchen, Räume für das Wachstum der Commons
gegen Privatisierung, Gentrifizierung und Ausbeutung zu schaffen – von
der Mikroebene des Individuums bis hin zur Rückeroberung oder Besetzung
von städtischem Raum und zur Beeinflussung von Planung und Politik.
Gemeinsam mit den Teilnehmenden versuchen sie, die Idee eines Theaters
der Commons zu entwickeln. Der Begriff der Commons stützt sich dabei auf
die Erfahrung in selbstverwalteten Kunst- und Kulturräumen wie L’Asilo
(Neapel) oder MACAO (Mailand), in denen die gemeinsame Arbeit für einen
geteilten Raum in der Stadt, der allen gehört, im Mittelpunkt steht.
Workshop 2:
We have no art: we do everything as well as we can.
Ein Versuch in Maintenance Art
Mit Inga Bendukat und Eleonora Herder (andpartnersincrime)
Sprache: Deutsch
Was wäre, wenn nicht Produktion, sondern Reproduktion im Zentrum
unseres Kunstverständnisses stünde? Wenn Sorgebeziehungen künstlerische
Zusammenarbeit nicht hemmen, sondern bereichern würden? Wie
funktionieren künstlerische Arbeitsprozesse, wenn sie nicht mehr in
neoliberalen Produktionslogiken gedacht werden, sondern als
Instandhaltung, als Wiederaufnahme und Wiederanknüpfen? Was kann die
Kunst hier von Aktivist*innen der radikalen Sorgearbeit lernen? Und was
wäre, wenn wir die Kunst schließlich selbst als Sorgearbeit begreifen
würden? Wäre das dann Maintenance Art? Gemeinsam mit den Teilnehmenden
forschen andpartnersincrime an einer Form des Freien Theaters, die
Kunst- und Sorgearbeit miteinander verbindet und erproben diese
Maintenance Art im Mülheimer Stadtraum.
Workshop 3:
Produzieren fürs Gemeinwohl.
Bilanzierung unserer Arbeit mit der Gemeinwohl-Ökonomie
Mit Oliver Eller und Sandra Paul (Gemeinwohl-Ökonomie)
Sprache: Deutsch
Die Gemeinwohl-Ökonomie ist eine Bewegung, die unser Wirtschaften
grundlegend am demokratisch definierten Gemeinwohl und am Konzept der
Kooperation ausrichten möchte. Im Workshop stellen Oliver Eller und
Sandra Paul die Bewegung vor, schauen sich mit den Teilnehmer*innen
Beispiele der Gemeinwohlbilanzierung in den Freien Darstellenden Künste
und außerhalb an und fragen: Wie können wir Arbeit neu denken angesichts
der planetaren Grenzen und der wachsenden sozialen Krisen? Wie können
wir die Produktion im Freien Theater neu ausrichten und Werte wie
Solidarität, Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit und Transparenz
in unser Handeln integrieren?