8.–18.6.2023 Düsseldorf, Köln und Mülheim an der Ruhr
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Oliver Zahn
STEINERNE GÄSTE

Auf der Bühne sind zu sehen: der Künstler und ein leeres Podest. Verwaiste Sockel wie dieser sind das Thema von STEINERNE GÄSTE, das sich mit dem Nachleben gestürzter Statuen beschäftigt – sind sie nach dem Sturz wirklich weg? Eine Aufführung zwischen nüchternem Vortrag und bombastischer Opernmusik.

16.06., 20:00–20:45 Ticket Tagesprogramm

tanzhaus nrw
Sprache: Deutsch, Handout auf Englisch

© David Baltzer
© David Baltzer
© David Baltzer

Oliver Zahn berichtet von gestürzten Standbildern für Kolonial- und Feldherren, von Lenins Kopf und vom Reichsadler am Portal des Flughafens Tempelhof. Sie werden zersägt, vergraben, ausgegraben, eingeschmolzen, als Baumaterial zweckentfremdet, versteckt und nicht selten wieder neu aufgestellt. Was mit diesen Denkmälern nach ihrem Sturz geschieht, verrät viel über die Gesellschaften, die sich ihrer entledigen wollen – und ist in seiner unfreiwilligen Metaphorik oftmals absurd komisch.

Die erste Idee für die Inszenierung stammt aus Mozarts „Don Giovanni“, dessen Musik hier immer wieder erklingt. In der Oper wird der Titelheld von der Statue eines Mannes heimgesucht, den er ermordet hat. Ist der Wiedergänger Realität oder eine Wahnvorstellung des Täters? Im Theater wabert über dem leeren Podest der Bühnennebel. Wen oder was meinen wir in diesen ungreifbaren Formen zu sehen? Fest steht: Der Spuk ist nicht vorbei, solange der Sockel noch steht.


„Eine Geisterbahnfahrt durch die Welt der gestürzten Denkmäler“
Oliver Kranz, rbbkultur, 24.2.2022

Credits

Von und mit: Oliver Zahn
Dramaturgie: Felizitas Stilleke
Technische Leitung: Dennis Dieter Kopp
Künstlerische Produktionsleitung: Martina Neu

Produktion

Eine Produktion von Oliver Zahn in Koproduktion mit HAU Hebbel am Ufer, Berlin. Gefördert durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa.

Biografien

Dennis Dieter Kopp studierte Theater, Medien und Literatur an der Universität Hildesheim. Als freier Lichtgestalter und Gastspieltechniker mit dramaturgischer Zusatzfunktion war er dort tätig für das studentische Festival State of the Art und für zahlreiche Theaterproduktionen. Seit 2016 fungiert er als Gastspieltechniker und technischer Leiter der freien Gruppe HAUPTAKTION (Hannah Saar, Julian Warner, Oliver Zahn u. a.), vornehmlich für „Situation mit Doppelgänger“. Für Thermoboy FK übernimmt er diese Funktion bereits seit 2015, u. a. für die Produktion „La Casa“. Außerdem ist er als Mitglied und Performer bei cobragianni.cobra verantwortlich für „Let Me Be the Object of Your Desire“ (2012) und „EIN BISSCHEN MEHR MUSS MAN SCHON SEHEN oder: Wie ich mich in einen Schmetterling verwandelte“ (2017). Seine künstlerische Praxis befasst sich vornehmlich mit Fragen kritischer Männlichkeitsforschung auf der Suche nach queeren, feministischen und intersektionalen Perspektiven. Dennis Dieter Kopp arbeitet aktuell als Technischer Leiter für das Brechtfestival Augsburg.

Felizitas Stilleke ist freie Dramaturgin, Künstlerin und Kuratorin. Sie übernimmt Festivaldramaturgien (Berliner Theatertreffen 2018, Impulse Theater Festival 2017 oder FAVORITEN 2014 als Co-Leitung), leitet performative Konferenzen wie z. B. den Branchentreff 2019–2021 oder den B.A.L.L. 2022 und ist als Produktionsdramaturgin in Berlin, NRW, Zürich und den Niederlanden unterwegs. Sie absolvierte ihren Bachelor in Germanistik/Erziehungswissenschaften in Bochum sowie einen Master in Kulturpoetik an der Wilhelms-Universität Münster. 2020 startete sie am Ballhaus Ost eine Reihe von Podcast-Sessions unter dem Titel „The Mother in Me is the Mother in You“, in welcher sie im Gespräch mit Freund*innen das Thema Nicht-/Noch-nicht-/Nicht-mehr-/Vielleicht-Mutterschaft einer kollektiven Diskursumwidmung unterzog. In all ihren Arbeiten treibt sie die Suche nach intersektional-feministischer Umwälzung und kollektiver Wissensentwicklung um und an.

Oliver Zahn, geboren 1989, ist Theatermacher und Performer. Seine choreografisch-diskursiven Performance-Essays kreisen oftmals um Geschichtsschreibung, Erinnerungspolitik, kollektives Gedenken und immaterielles Wissen. Die Basis dafür bilden stets ausgiebige Recherchen – ethnografisch, archivbasiert und im verkörpernden Selbstversuch. Zuletzt entstanden so neben „STEINERNE GÄSTE“ auch „LOB DES VERGESSENS, Teil 1+2“, „RUINEN“ und „BERGENTRÜCKUNG“.