29.5.–9.6.2024 Köln, Mülheim an der Ruhr und Düsseldorf
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Nicoleta Esinencu
SINFONIE DES FORTSCHRITTS

Gurken pflücken, Päckchen liefern, blutige Schlachtereien putzen – drei Performer*innen erzählen von Menschen aus Osteuropa, die im Westen unter unwürdigen Bedingungen arbeiten. Umfunktionierte Stichsägen und Akkuschrauber schaffen den Soundteppich für dieses Sprechkonzert.

16.06., 21:00–22:45 Ticket Tagesprogramm

+ Austausch

FFT Düsseldorf
Sprache: Moldauisches Rumänisch, Russisch, Englisch mit deutschen und englischen Übertiteln

16.6. im Anschluss: Erfahrungsaustausch am Tresen

© Marc Dordazillo
© Marc Dordazillo
© Ramin Mazur

Die Werkzeuge haben zwei moldauische Studenten zu Musikinstrumenten umgebaut. Sie hoffen, bald Jobs im Ausland zu bekommen. Damit ist der Rahmen für die Performance gesetzt: Zwischen Fiepen, Knarzen und sphärischen Klängen geht es um die Lüge vom Fortschritt, der vermeintlich soziale Gerechtigkeit, Wohlstand und ein gutes Leben für alle schafft, in Wahrheit aber immer neue Formen der Ausbeutung und der Kontrolle erzeugt.

Die Performer*innen erzählen Geschichten wie jene des osteuropäischen Studenten, der in Düsseldorf für Amazon Pakete ausfährt – für 10,50 Euro brutto pro Stunde und mit der Dispatcherin im Nacken, die anruft und sagt, dass er 20 Stationen im Rückstand ist. Der kaum Zeit hat, um zu essen oder auf die Toilette zu gehen. Sie erzählen von Menschen, deren Arbeit für die Komfortzone des Westens elementar ist, die dafür aber verachtet und misshandelt werden.

Diese Protokolle aus der Arbeitswelt wechseln sich ab mit Übungen, die das gesellschaftliche Problem dem Individuum in die Schuhe schieben: „Sei dein bestes Ich“, raunt die Performerin von der Bühne. „Du kannst entscheiden: in die Flasche zu pinkeln oder dich selber anzupinkeln.“ Das ist die neue Freiheit – für den Amazon-Fahrer und viele andere. SINFONIE DES FORTSCHRITTS demontiert die westeuropäische Doppelmoral auf bissig-humorvolle Weise.


„Schmerzlich gut.“
Doris Meierhenrich, Berliner Zeitung, 16.1.2022

Credits

Von: Nicoleta Esinencu, teatru-spălătorie
Performer*innen: Nicoleta Esinencu, Artiom Zavadovsky, Doriana Talmazan, Kira Semionov, Nora Dorogan, Oana Cirpanu
Technische Entwicklung: Iulian Lungu, Neonil Rosça
Technik: Sergiu Iachimov
Produktionsleitung: Jana Penz
Künstlerische Beratung: Aenne Quiñones
Technische Leitung HAU: Annette Becker
Ton HAU: Janis Klinkhammer
Licht HAU: Lea Schneidermann
Übersetzung moldauisches Rumänisch ins Deutsche: Eva Ruth Wemme
Übersetzung moldauisches Rumänisch ins Englische: Artiom Zavadovsky
Übersetzung Russisch ins Deutsche: Yvonne Griesel
Übersetzung Russisch ins Englische: Artiom Zavadovsky

Produktion

Eine Produktion von HAU Hebbel am Ufer, Berlin und teatru-spălătorie. Eine Koproduktion von FFT Düsseldorf, HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste, Dresden, Theater Rampe, Stuttgart, Festival Theaterformen, Hannover. Gefördert im Rahmen des Bündnisses internationaler Produktionshäuser von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Biografie

Nicoleta Esinencu lebt und arbeitet als Autorin und Regisseurin in Chișinău, Republik Moldau. Ihre radikalen Stücke werden international aufgeführt. 2010 war sie Mitbegründerin des alternativen politischen Kunstraums teatru-spălătorie in Chișinău. Seit das Theater 2017 geschlossen werden musste, setzt das Frauenkollektiv teatru-spălătorie die Arbeit ohne eigene Bühne fort.