Die Großmutter von Boris Nikitin entstammte einer jüdischen Familie, hat dieses Geheimnis aber bis zu ihrem Tod für sich behalten. Der Enkel begibt sich nun auf die Suche nach dem Ursprung des Schweigens. Ein bestechend einfacher, direkter Monolog.
Central / D’haus
Sprache: Deutsch mit englischen Übertiteln
10.6., 19:00 Einführung für blinde und sehbehinderte Menschen in deutscher Sprache mit Sylvie Ebelt, Audiodeskription, und Wilma Renfordt, Impulse Theater Festival
Informationen hier auf unserer Website oder unter barrierefreiheit[a]impulsefestival.de.
Nach dem Tod von Magda Toffler mit 87 Jahren erfährt Nikitin, was sie im Zweiten Weltkrieg erlebt hat: Sie musste sich über Monate in einer Scheune verstecken, während ein Großteil ihrer Familie in den Vernichtungslagern zu Tode kam. Auf der leeren Bühne sitzend liest er diese Geschichte vor, Blatt für Blatt. Er erzählt von seinem Versuch, zu verstehen, warum seine Großmutter geschwiegen hat, und von der Unmöglichkeit, nach ihrem Tod eine Antwort auf diese Frage zu finden.
MAGDA TOFFLER ist ein Stück Ahnenforschung, das ebenso sehr vom Ringen um die eigene Identität handelt wie von den fatalen Folgen der Sprachlosigkeit angesichts der Katastrophen des 20. Jahrhunderts.
„Nikitins Abende sind Abstandsmesser und Tiefenbohrungen zugleich, die das Gerät im Privaten ansetzen, um anderswo hinzugelangen.“
Sabine Leucht, Süddeutsche Zeitung, 15.11.2022
Regie, Text, Performance: Boris Nikitin
Produktion: Annett Hardegen
Outside Eyes: Matthias Meppelink, Annett Hardegen, Fabian Schmidtlein
Eine Produktion von It’s The Real Thing in Koproduktion mit Steirischer Herbst 2022, Staatstheater Nürnberg, Kaserne Basel, Ringlokschuppen Ruhr, Mülheim an der Ruhr, Théâtre Vidy Lausanne, HAU Hebbel am Ufer, Berlin, Frascati Amsterdam, Theater Chur, OMANUT – Forum für jüdische Kunst und Kultur. Gefördert durch Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia, Stanley Thomas Johnson Stiftung und Fachausschuss Tanz & Theater der Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft als Teil der durch die Dreijahresförderung realisierten Projekte.
Die erste Fassung dieser Arbeit wurde von OMANUT – Forum für jüdische Kunst und Kultur in Auftrag gegeben.
Boris Nikitin ist Theaterregisseur und Autor. In seinen Inszenierungen, Texten und Happenings setzt er sich seit über 15 Jahren mit der Darstellung und Fabrikation von Identität und Realität auseinander. Seine Arbeiten sind bekannt als Grenzgänge zwischen Illusionstheater und Performance. Sie sind zugleich die kontinuierliche langjährige Erforschung verschiedener Formen der Propaganda. „Wie wenige andere führt Boris Nikitin das Theater an einen kritischen Punkt“, schreibt die deutsche Fachzeitschrift „Theater heute“. Nikitin produziert in der internationalen freien Szene, bei großen Festivals (Ruhrtriennale, Wiener Festwochen) und in Stadt- und Staatstheatern (Münchner Kammerspiele, Theater Basel, Staatstheater Nürnberg, Schauspiel Graz). Seine Stücke wurden bereits viermal zum Impulse-Festival eingeladen. Für sein Gesamtwerk wurde Nikitin 2017 mit dem J.M.R. Lenz-Dramatik-Preis der Stadt Jena ausgezeichnet. 2020 erhielt er den Schweizer Theaterpreis. Sein Stück „Erste Staffel. 20 Jahre Big Brother“ wurde 2021 zu den Mülheimer Theatertagen eingeladen.